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Provinzial-Correspondenz
1875
02. June , Page 1"...No. 22. Provinzial-Correspondenz. Dreizehnter Jahrgang. 2. Juni 1875. Wird die Provinzialordnung zu Stande kommen? Das ist die Frage, welche in diesem Augenblicke alle politischen Kreise lebhaft bewegt. Bis vor Kurzem konnte man in Bezug auf die Berathung der wichtigen Reform mit anscheinendem Recht auf eine gewisse Gleichgültigkeit in der öffentlichen Meinung hinweisen. Es ging damit eben wie mit allen parlamentarischen Berathungen, so lange bei denselben eine überwiegend grundsätzliche Einmüthigkeit, und demzufolge ein mehr friedlicher Ausgleich der einzelnen Meinungsverschiedenheiten stattfindet; – erst durch das Hervortreten tieferer Meinungskämpfe zwischen den einzelnen Parteien oder den verschiedenen Staatskörperschaften pflegen die Verhandlungen ein lebhafteres dramatisches Interesse für die weiteren Kreise zu gewinnen. Die Berathung der Provinzialordnung im Abgeordnetenhause nahm von vorn herein einen günstigen und hoffnungsreichen Verlauf, indem die Vorlage der Regierung von der Mehrheit mit entschie ..." -
Provinzial-Correspondenz
1875
02. June , Page 2"...und daß ihre völlige Freiheit und Selbstständigkeit nur ermäßigt wird durch eine Theilnahme des Staats, welche darüber wacht, daß überall den Gesetzen gemäß gehandelt werde. Ganz anders ist die Selbstverwaltung in Beziehung auf Landesangelegenheiten . Soviel ich weiß, hat Niemand von uns mit ihr den Gedanken verbunden, daß wir die Verwaltung des Staates etwa in Pacht geben sollen an einzelne Beamte der Gemeinde, sondern dies steht fest und ist sehr klar ausgearbeitet worden in moderner Zeit, daß die Staatsangelegenheiten nur im Namen des Staates ausgeübt werden dürfen von den Organen des Staates . Es können wohl Einzelne berufen werden, die an sich nicht Berufsbeamte sind, um Hülfsbeamte zu sein, aber der Gedanke darf niemals aufgegeben werden, daß diese Art von Thätigkeit nicht die Vertretung einer Körperschaft sei, sondern im Namen des Staates und unter Aufsicht und Verantwortlichkeit der Staatsbehörden ausgeübt wird . Die büreaukratische Verwaltung ermäßigt sich, – hier beginnt das Moment der Selbstverwalt ..."