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Provinzial-Correspondenz
1877
04. Juli , Seite 2"...Die Antworten der Regierungen sind eingelaufen und es ist dann au Grund sowohl dieser Antworten der deutschen Regierungen als auch auf Grund des Gutachtens des Handelstags und der sämmtlichen Petitionen, die eingelaufen waren, eine Uebersicht gefertigt worden, in der zu den einzelnen Artikeln des Vertrags und der vereinbarten Tarife alle einzelnen Anträge und Wünsche zusammengestellt sind. Diese Zusammenstellung, in der auch nicht ein einziges Verlangen übergangen ist, bildete die Grundlage der Berathung, an welcher außer den Vertretern des Reichs und der preußischen Ministerien auch die Vertreter von Bayern und Sachsen Theil genommen haben. Aus dieser Berathung ist dann die Instruktion für die deutschen Bevollmächtigten hervorgegangen, die nach Wien entsendet wurden. Sie sehen, meine Herren, daß es an sorgfältiger Sammlung und Durcharbeitung des erforderlichen Materials nicht gefehlt hat. Auf Grund all dieses Materials sind die deutschen Kommissarien instruirt . Ueber den Inhalt der Instruktion kann ich bei ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
11. Juli , Seite 1"...No. 28. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 11. Juli 1877. Zur kirchlichen Stellung der Regierung. Das erneute feste Bekenntniß unseres Kaisers und Königs zu dem ernsten evangelischen Glauben hat unverkennbar einen tiefen Eindruck in allen Kreisen der evangelischen Kirche hervorgebracht, vornehmlich zur Beruhigung und Stärkung der bekenntnißtreuen Glieder derselben. Es ist hier nicht der Ort, auf die inneren kirchlichen Entwickelungen, welche sich an die betreffenden Vorgänge anknüpfen, näher einzugehen: dieselben können hier nur in Betracht kommen, insoweit sie das staatliche Leben, die Stellung des landesherrlichen evangelischen Kirchenregiments, sowie die hierauf und auf der neu geordneten Kirchenverfassung beruhende Stellung der staatlichen Behörden berühren. Von diesem Gesichtspunkte ist es vor Allem geboten, irrthümliche Auslegungen, welche an die neuesten Kundgebungen des evangelischen Kirchenregiments im Zusammenhang mit der kirchlichen Politik der letzten Jahre geknüpft werden, zu bericht ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
11. Juli , Seite 2"...wickelungen auf evangelischer Seite zu den Bestrebungen und Aussichten der katholischen Kirche betrifft, so kann es für keinen ernst denkenden, in religiösen Dingen erfahrenen Mann irgendwie zweifelhaft sein, daß die Herrschaft des Katholizismus schließlich nur dabei gewinnen könnte, wenn in der protestantischen Kirche die auflösenden Bestrebungen das Uebergewicht erhielten, daß dagegen die evangelische Kirche Deutschlands ihre große Aufgabe nur dann erfolgreich weiter erfüllen kann, wenn ihr Ausbau auf dem Grunde des positiven reformatorischen Bekenntnisses kräftig durchgeführt wird. Das Reichs-Patentamt hat seine Thätigkeit begonnen. Die von Sr. Majestät dem Kaiser ernannten Mitglieder versammelten sich am 10. d. M. zum ersten Male und zwar in den Räumen des Reichskanzler-Amts. Der Präsident dieses Amts begrüßte die Erschienenen mit einer kurzen Ansprache etwa folgenden Inhalts: »Der heutige Tag, an welchem das Kaiserliche Patentamt zum erstenmal vollzählig zusammentritt, ist in mehrfacher Hinsicht so bedeu ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
18. Juli , Seite 1"...No. 29. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 18. Juli 1877. Ein Schiedsspruch. Eine Frage, welche im vorigen Winter lebhafte Erörterun gen in allen politischen und parlamentarischen Kreisen des deutschen Reichs hervorgerufen hatte, die Frage in Betreff des Uebergangs der Verwaltung der Berlin-Dresdener Eisenbahn an den preußischen Staat, ist so eben auf bundesfreundlichem Wege entschieden worden. Die preußische Staatsregierung hatte bekanntlich in Folge der Nothlage der in Rede stehenden Eisenbahngesellschaft, um den Fortbestand der in vieler Beziehung wichtigen Bahn zu sichern, einen Vertrag mit der Gesellschaft abgeschlossen, nach welchem gegen die Bewilligung der Zinsgarantie für eine Anleihe von 23 Millionen Mark dem Staate die Verwaltung und der Betrieb der Bahn überlassen werden soll. Die Königlich sächsische Regierung aber lehnte es ab, ihre Zustimmung zu dem Vertrage zu ertheilen, indem sie ihrerseits die auf sächsischem Gebiete liegende Strecke der Bahn zu kaufen beabsichtigte. Die preußis ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
18. Juli , Seite 2"...Im Jahre 1875 habe ich mit Rücksicht auf die besondere Lage des Falls, welcher damals ein disziplinarisches Einschreiten gegen Sie veranlaßte, von Ihrer Remotion abgesehen und mich mit dem Auftrage an die philosophische Fakultät begnügt, Ihnen wegen des groben Verstoßes, welchen Sie Sich durch den gehässigen und beleidigenden Charakter Ihrer Polemik gegen einen Professor der hiesigen Universität hatten zu Schulden kommen lassen, durch den Dekan einen strengen Verweis unter Androhung unnachsichtlicher Remotion im Wiederholungsfall zu ertheilen. In der mir jetzt von der Fakultät vorgelegten »Kritischen Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik« finden sich schmähende Aeußerungen gegen die Vertreter der Mathematik an der hiesigen Universität , welche gerade auch auf die gegenwärtigen Professoren des Fachs bezogen werden müssen, und gegen Professor Dr . Helmholtz. Eine Entschuldigung für diese Verunglimpfung suchen Sie in Ihrer Vertheidigungsschrift befremdlicher Weise in Kränkungen, die Ihnen seitens de ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
25. Juli , Seite 1"...No. 30. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 25. Juli 1877. Eine „unbegreifliche" Aeußerung. In der »Kölnischen Zeitung« war jüngst ein Bericht über eine zufällige Unterredung des Fürsten Bismarck mit mehreren evangelischen Geistlichen aus Württemberg enthalten, in welcher der Kanzler in Bezug auf die Lage des kirchlichen Kampfes seine Befriedigung darüber ausgesprochen haben soll, »nun so weit zu sein, daß die Regierung ganz die Defensive einhalten und in größter Ruhe den Ausgang abwarten könne.« Das Hauptblatt der Ultramontanen, die »Germania«, stellt sich über diese Aeußerung (deren thatsächlich richtige und genaue Wiedergabe dahingestellt bleibt) »höchlichst erstaunt« und will anscheinend durchaus nicht glauben, daß der Kanzler sie gethan haben könne; denn sie sei »aus so zahlreichen Gründen unhaltbar und geradezu unbegreiflich , daß man kaum wisse, wo mit der Aufzählung dieser Gründe anfangen und wo enden.« Ueber die Gründe dieser angeblichen Unbegreiflichkeit, so wie über die willkürlich ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
25. Juli , Seite 2"...Kraft. Dreißig Jahre später findet diese Abhandlung in Dr. Dühring einen Richter, der nicht etwa das Verfehlte ihrer Gedanken nachweist, sondern behauptet, die Abhandlung sei geschrieben, um das Verdienst einer großen wissenschaftlichen Entdeckung dem wahren Entdecker zu rauben und dem Dr. Helmholtz auf Schleichwegen zuzuwenden. In zahlreichen öffentlichen Aeußerungen hat Dr. Helmholtz seit 1847 bekannt, daß der erste und größere Antheil an jener Entdeckung einem Anderen gebühre und diesem Anderen wiederholt die volle Ehre gegeben. Als Helmholtz seine erste auf diesen Gegenstand bezügliche Arbeit veröffentlichte, kannte er die damals erst wenig verbreitete Arbeit des ersten Entdeckers zufällig noch nicht. Aus dieser Unkenntniß macht Dr. Dühring ohne jeden Schein eines Beweises eine absichtliche Umgehung des ersten Entdeckers, hervorgegangen aus »dem Aerger und Neid des Professorenthums angesichts eines sogenannten Dilettanten, der im 19. Jahrhundert die Hauptthatsache der Physik ans Licht gefördert hat; für d ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
01. August , Seite 1"...No. 31. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 1. August 1877. Die Auflehnung der unteren Eisenbahnbeamten in den Vereinigten Staaten. Seit der Mitte des vergangenen Monats hat auf mehreren großen Eisenbahnlinien der Vereinigten Staaten von Seiten der unteren Eisenbahnangestellten, der Heizer, Bremser u. s. w., eine Auflehnung stattgefunden, die weit mehr ist, als eine Arbeitseinstellung, als ein sogenannter Strike, wie man sie auch in Europa kennt. Denn das Eisenbahnpersonal hat nicht nur den Dienst verweigert, sondern den Dienst zu hemmen gesucht. Die Abhaltung fremder Arbeiter vom Eintritt in die verlassene Arbeit durch die Strikenden ist wohl auch in Europa vorgekommen und nicht ohne den Versuch von Gewaltthätigkeit. In Amerika aber haben die Strikenden die Eisenbahnzüge, die sie nicht selbst bedienen wollten, angehalten, Bahnhöfe gesperrt, Städte besetzt, den gegen sie ausgesandten Truppen blutigen Widerstand geleistet, und an einem Ort dieselben sogar in einem Lokomotivenhaus eingeschlossen und ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
01. August , Seite 2"...schritts ihres Strebens und ihrer Gesinnung auffassen, als wenn wohlmeinende Anhänger der Ordnungsparteien Schlüsse auf jetzt schon unausbleibliche Veränderungen der amerikanischen Staatseinrichtungen ziehen. Die größte Verblendung aber zeigt sich in der Behauptung, daß, weil eine so große und gefährliche Bewegung ohne Bürgerkrieg und Einschreiten von Heeresmassen nach verhältnißmäßig kurzer Zeit der regelmäßigen Ordnung weicht, die europäischen Staaten nichts Besseres thun könnten, als die amerikanische Freiheit bei sich einzuführen. Man muß zunächst im Auge behalten, daß nach der übereinstimmenden Ansicht langjähriger Beobachter der amerikanischen Verhältnisse der Strike seine erste Ursache hat in einem über alle Maßen rücksichtslosen Mißbrauch der Macht der Kapitalspekulation. Man hat zuerst Eisenbahnen im Uebermaß gebaut, dann die Aktien derselben durch unverhältnißmäßige Vermehrung uneinträglich gemacht, dann durch Ankauf der so entwertheten Aktien den gesammten Eisenbahnbesitz in wenige Hände gebracht. ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
08. August , Seite 1"...No. 32. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 8. August 1877. Lehreinheit und Lehrfreiheit in der evangelischen Kirche. Die »Germania«, ein Hauptorgan der ultramontanen Partei in der katholischen Kirche Deutschlands, hat es sich seit längerer Zeit zur Aufgabe gemacht, den unausbleiblichen Verfall der evangelischen Kirche aus allen Erscheinungen auf dem Lebensgebiet derselben nachzuweisen. Das Blatt widmet fast regelmäßig einen Theil seiner Spalten den Vorgängen in der evangelischen Kirche. Es wäre nicht möglich, der Einseitigkeit der Berichterstattung, der Unrichtigkeit der Urtheile auch nur in den Hauptthatsachen entgegen zu treten. Nur die Beleuchtung der wiederkehrend falschen Darstellung eines wichtigen Punktes der evangelischen Lehre scheint geboten. Denn das Blatt führt mit dieser Darstellung nicht nur seine katholischen Leser irre, die unwidersprochene Wiederholung eines Irrthums wirkt auch auf andere Kreise und bis in die evangelische Kirche selbst hinein verwirrend. Die »Germania« behauptet ..."