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Provinzial-Correspondenz
1877
03. Januar , Seite 1"...No. 1. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 3. Januar 1877. Glückwunsch der deutschen Armee an den Kaiser und des Kaisers Erwiderung. Anrede des Kronprinzen an Se. Majestät: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser, König und Kriegsherr! Vor Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät erscheinen heute zum ersten Male die Vertreter der gesammten deutschen Armee aus glücklich-friedlichem Anlaß. Es gilt der Erinnerung des Tages, an welchem Ew. Majestät unvergeßlicher Herr Vater, König Friedrich Wilhelm III., vor nunmehr siebenzig Jahren Sie im zarten Knabenalter in die Reihen Seines Heeres aufgenommen hat, des Heeres, welches in Ew. Majestät dereinst das Vorbild aller soldatischen Tugenden und den Schöpfer jener neuen Ordnungen erblicken sollte, die – in Kampf und Sieg bewährt – Preußens Ruhm erhöhen, Deutschlands Größe neu und fest begründen halfen. Ein Jahrzehnt ist dahin gegangen, seit bei der letzten Gedenkfeier dieses Tages ich Ew. Majestät mit den Glückwünschen der Ar ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
03. Januar , Seite 2"...rungen an treuer Fürsorge, an ernster und gewissenhafter Arbeit für des Reiches Ansehen und für des Volkes Wohl auch weiter nicht fehlen lassen. Aber der Kaiser und die Regierungen können nach den Voraussetzungen und Bedingungen unseres Verfassungslebens durch ihre Fürsorge allein das öffentliche Wohl und Gedeihen nicht fördern, – sie müssen auf die willige und thätige Mitwirkung aller guten Kräfte im Volke selbst rechnen, wenn es ihnen zumal in schwierigen Zeiten, wie die jetzigen sind, gelingen soll, den wahrhaften Bedürfnissen und berechtigten Wünschen der Bevölkerung Befriedigung zu verschaffen. Bei den Wahlen zum Reichstage ist noch mehr als bei den Landtagswahlen die Mitentscheidung über die Geschicke des Vaterlandes in die Hand jedes einzelnen Wählers gelegt; jede Stimme hat eine unmittelbare Einwirkung auf den Ausfall der Wahl, und jeder Wähler muß sich sagen, daß es vielleicht gerade von seiner Stimme abhängt, ob ein Mann des friedlichen und besonnenen Schaffens, oder ein Mann des unfruchtbaren polit ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
03. Januar , Seite 3"...Ihr bevorzugt waret, die Thaten des letzten Krieges zu vollbringen, habt den preußischen Waffenruhm erneuet. Die Tage von Düppel und Alsen sind durch Euren Heldenmuth auf ewige Zeiten in der Kriegsgeschichte verzeichnet. Meine neu begründete Flotte hat sich den Landtruppen würdig angeschlossen und zählte in ihrem Erstkampfe nicht die Zahl der feindlichen Schiffe. Vereint mit den tapferen Truppen Meines erhabenen Verbündeten, des Kaisers von Oesterreich Majestät, habt Ihr den Feind überall besiegt. Der Segen der Vorsehung hat auf Euch geruht, weil Ihr gottesfürchtig, pflichtgetreu, gehorsam und tapfer waret. – – – Somit hat sich die neue Organisation, welche Ich der Armee gegeben habe, glänzend bewährt . In Stolz und Freude blicke Ich auf Meine ruhmreiche gesammte Kriegsmacht. In Meinem, in des Vaterlandes Namen spreche Ich Euch Allen Meine Anerkennung, Meinen Königlichen Dank aus. Gott walte ferner gnädig über Preußen! Wilhelm. « 14. Januar 1865. Hoffnung des Königs auf Beilegung des Streites über die Armee-R ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
03. Januar , Seite 4"...3¼ Uhr Nachmittags. Seit halb acht Uhr siegreich fortschreitende Schlacht rund um Sedan – Garde, viertes, fünftes, elftes, zwölftes Corps und Bayern – Feind fast ganz in die Stadt zurückgeworfen." 2. September 1870. Die Kapitulation. „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!" 2. September 1870. Zusammenkunft mit Napoleon. 5. September 1870. Einzug des Königs in Rheims. 19. September 1870. Cernirung von Paris. 27. September 1870. Kapitulation von Straßburg. 5. Oktober 1870. Einzug des Königs in Versailles. 27. Oktober 1870. Kapitulation von Metz. 28. Oktober 1870. Armeebefehl des Königs . »Soldaten der verbündeten Deutschen Armeen! Als wir vor drei Monaten ins Feld rückten, gegen einen Feind, der uns zum Kampfe herausgefordert hatte, sprach ich Euch die Zuversicht aus, daß Gott mit unserer gerechten Sache sein würde. Diese Zuversicht hat sich erfüllt. Seit dem Tage von Weißenburg, wo Ihr zum ersten Male dem Feinde entgegentratet, bis heute, wo Ich die Meldung der Kapitulation von Metz erhalte, sind zahlreiche ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
10. Januar , Seite 1"...No. 2. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 10. Januar 1877. Dankschreiben des Kaisers auf die Glückwünsche des Berliner Magistrats zum 1. Januar. »Ich danke dem Magistrat erfreuten Herzens für die Mir zum Beginn des Jahres gewidmeten Wünsche und erwidere dieselben mit der Versicherung, daß Ich das stete Bestreben des Magistrats im Verein mit der Bürgerschaftsvertretung, das Gedeihen der Stadt Berlin zu fördern, mit anerkennender Theilnahme verfolge. Unter den in der Adresse aufgestellten Gesichtspunkten blicke Ich bei der Jahreswende gern auf den siebenzigjährigen Zeitraum zurück, während dessen Ich den Degen des vaterländischen Heeres getragen habe. Dabei stellt sich Mir nicht allein die günstige Wandlung, welche der preußische Staat und mit ihm das in seiner Einigung nunmehr beharrlich fortschreitende deutsche Reich innerlich wie äußerlich erfahren hat , sondern auch der mächtige Aufschwung vor Augen, mit welchem das Gemeindewesen Berlins der großen Entwickelung des Ganzen gefolgt ist. Die Bedeu ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
10. Januar , Seite 2"...würden; eine solche Forderung gehe von einem falschen Standpunkt, von einer inneren Unwahrheit aus . Von anderen liberalen Rednern wurde darauf hingewiesen, daß nach den thatsächlichen und rechtlichen Verhältnissen des Reiches die wohlerwogene Ansicht der leitenden Staatsmänner keineswegs gebunden sei, sich den Aussprüchen der parlamentarischen Mehrheit zu unterwerfen , daß die durch den Bundesrath vertretenen Regierungen, wenn sie nicht das Recht hätten, in den Beschlüssen des Reichstages über umfangreiche Gesetze einige Abänderungen zu verlangen, jeden Einflusses auf die Gesetzgebung, den ihnen die Reichsverfassung in gleichem Maße, wie dem Reichstage, zuweist, verlustig gehen und die Umgestaltung des Reichstages in einen republikanischen Konvent mit souveräner Gewalt zugeben würden. Durch solche Erklärungen und das entsprechende Verhalten hat sich die Mehrheit des Reichstages bestimmt auf den Boden des verfassungsmäßigen Rechtes und der praktischen Politik gestellt, einer Politik, welche auf dem Wege der w ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
17. Januar , Seite 1"...No. 3. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 17. Januar 1877. Eröffnung des Landtages, am 12. Januar 1877. Thronrede Sr. Majestät des Königs. Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtages! Die Session, zu welcher Sie zunächst berufen sind, wird sich im Hinblick auf den bevorstehenden Zusammentritt des Deutschen Reichstages auf die Erledigung der dringendsten Aufgaben beschränken müssen. Dennoch war es mir Bedürfniß, nachdem das Haus der Abgeordneten durch Wahlen erneuert ist, Sie bei dem Beginne eines neuen Abschnitts der parlamentarischen Thätigkeit persönlich zu begrüßen und zugleich die Hoffnung auszusprechen, daß Meine Regierung in dem Vertrauen und Entgegenkommen der beiden Häuser des Landtages auch während der neuen Legislaturperiode eine sichere Stütze bei ihrem Bestreben für die segensreiche Entwickelung der Gesetzgebung und für die Erfüllung der Bedürfnisse des Landes finden werde. Die nunmehr gesicherte regelmäßige Folge der parlamentarischen Sessionen im Deutschen Re ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
17. Januar , Seite 2"...politischen Anschauungen liege tiefer, und eine Klärung und Scheidung müsse endlich eintreten. Das Verhalten der Fortschrittspartei »beispiellos in der Geschichte der Parteien« müsse eine entschiedene Zurückweisung erfahren: die Kampfesweise ihrer Führer vergifte den politischen Boden und erzeuge jene verbitterte und dem Staatswesen entfremdete Stimmung, welche die beste Förderung der Sozialdemokratie sei. Durch die Erregung, welche der Kampf der früher verbündeten liberalen Parteien hervorrief, wurde der Wahlbewegung in der freilich nur kurzen Zeit vom Schluß des Reichstags bis zum 10. Januar eine Lebhaftigkeit verliehen, wie sie seit langen Jahren nicht vorgekommen war. Die beiden streitenden Parteien suchten den Eifer der sonst lässigen Wähler zu Gunsten ihrer beiderseitigen Hoffnungen zu beleben, und in den größeren Städten zumal suchte zum ersten Male wieder die nationalliberale Partei eine lebhafte Betheiligung ihrer Parteigenossen im Gegensatze zur Forschrittspartei zu erreichen, während die letztere a ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
17. Januar , Seite 3"...früher 24, bis jetzt 11 und 16 in engerer Wahl, – die Ultramontanen früher 58, ebenso bis jetzt 58 und noch 14 in engerer Wahl, – die Polen früher 14, jetzt 13 und 4 in engerer Wahl, – die Sozialdemokraten früher 2, bis jetzt 3 und 15 in engerer Wahl. Hiernach haben bis jetzt den verhältnißmäßig größten Zuwachs in Preußen die Konservativen aufzuweisen, welche namentlich in den Provinzen Preußen und Brandenburg den liberalen Parteien eine Anzahl Sitze abgewonnen haben. Die politische Bedeutung der Wahlen ist nach zwei Seiten in's Auge zu fassen, einerseits die nächste parlamentarische Bedeutung, andrerseits die Bedeutung für die innere politische Lage überhaupt. Die Folgen der Wahlen für den nächsten Reichstag werden sich erst bestimmter übersehen lassen, wenn die Nachwahlen vollzogen und damit die Stärke der einzelnen Parteien endgültig festgestellt ist. Vorläufig fallen zwei Punkte in's Gewicht, einestheils die Stärkung der rechten Seite des Hauses, welche in der Vereinigung aller konservativen Kräfte nahezu ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
17. Januar , Seite 4"...Markt brachte und daraus eine Summe von 96 Millionen erhielt. Die Regierung befindet sich jetzt noch im Besitz von 417,638,000 Mark Krediten , welche wenigstens zum Theil in nächster Zeit zur Realisirung gebracht werden dürften. Der Etat für den Zeitraum vom 1. April 1877 bis 1. April 1878 schließt in Einnahme und Ausgabe mit 651,413,934 Mk. ab, bleibt also gegen den Etat des Vorjahres um 15,466 Mk. zurück. Die dauernden Ausgaben stellen sich auf 631,075,489 Mk., die außerordentlichen auf 20,338,447 Mk.; die letzteren bleiben mithin um 11,931,000 Mk. hinter denen des Vorjahres zurück, während die ersteren um 11,915,000 Mk. höher sind. Die direkten Steuern ergeben ein Mehr von 2,267,000 Mk., dagegen ist bei den indirekten Steuern wegen des Minderertrages der Stempelsteuer im Ganzen ein Ausfall von 700,000 Mk. in Aussicht genommen. Die Eisenbahnen werden einen Mehrüberschuß von 4,142,955 Mark liefern, dieser Ueberschuß reicht jedoch noch bei Weitem nicht aus, um den höheren Betrag an dauernden Mehrausgaben für ..."