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Provinzial-Correspondenz
1877
20. Juni , Seite 1"...No. 25. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 20. Juni 1877. Die Stellung unsers Kaisers und Königs zu dem evangelischen Bekenntnisse ist durch wiederholte Aeußerungen Sr. Majestät soeben aufs Neue bekräftigt und zugleich bethätigt worden. Zunächst gab die Kreissynode zu Elberfeld die Gelegenheit dazu. Augenscheinlich veranlaßt durch die Vorgänge auf der Berliner Kreis-Synode, richtete dieselbe folgenden telegraphischen Segensgruß an den Kaiser: »Die Kreissynode Elberfeld, welche in ihren sämmlichen Gliedern fest zu dem apostolischen Glaubensbekenntniß steht und nur auf Grund der reformatorischen Bekenntnisse verhandelt, erfleht für Ew. Kaiserlich und Königliche Majestät in unterthäniger Ehrerbietung Gottes reiche Gnade.« Der Kaiser antwortete darauf telegraphisch: »Ich spreche der Synode Elberfeld Meinen wahrhaften Dank hiermit aus für den Zuruf vom heutigen Tage, sowie für die Versicherung des Feststehens auf dem apostolischen Glaubensbekenntnisse, eine Versicherung, die leider jetzt auszusprechen ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
20. Juni , Seite 2"...Abgeordnetenkammer solle nur noch einige dringende Gesetze berathen, welche der Patriotismus aller Parteien sicherlich nicht werde in Frage stellen wollen. Die Botschaft schließt mit den Worten: »Ich werde mich mit Vertrauen an die Nation wenden. Frankreich will, wie ich, die Aufrechterhaltung der Institutionen, welche uns regieren. Frankreich will eben so wenig wie ich, daß diese Institutionen entstellt werden durch eine Aktion des Radikalismus. Frankreich will auch nicht, daß im Jahre 1880 an dem Tage, wo die Verfassungsgesetze werden revidirt werden können, alles bereits vorbereitet ist zur Auflösung der moralischen und materiellen Kräfte des Landes. Frankreich wird bei Zeiten gewarnt und geschützt gegen jedes Mißverständniß und gegen jede Zweideutigkeit, meinen Absichten Gerechtigkeit widerfahren lassen und wird die Abgeordneten wählen, welche versprechen werden, mich zu unterstützen«. Der Senat überwies den Antrag einer Kommission zur schleunigen Vorberathung; die Mehrheit dieser Kommission ist für Geneh ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
27. Juni , Seite 1"...No. 26. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 27. Juni 1877. Zur Steuerreform im Deutschen Reiche ist durch einen Antrag Preußens eine erste vorläufige Erwägung im Bundesrathe angeregt worden; es handelt sich darum, ob an Stelle der Stempel- und Erbschaftssteuern in den einzelnen Bundesstaaten eine Reichssteuer eingeführt werden soll. Dem Vorgehen Preußens liegt ein zwiefacher Gesichtspunkt zu Grunde: einerseits ist es ein erster Schritt auf dem seit Jahren als nothwendig erkannten Wege, dem Reiche statt der lästigen Matrikularbeiträge eigene Einnahmen zu verschaffen, – andererseits lag gerade für eine Reform in Betreff der Stempel-Abgaben ein unmittelbarer dringender Anlaß vor. Die Denkschrift, durch welche die preußische Regierung ihren Antrag begründet hat, sagt in dieser Beziehung etwa Folgendes: Der Gedanke einer Uebertragung der Landesstempelabgabe auf das Reich ist sowohl im Reichstag, als in einzelnen Landtagen und in der Presse in den letzten Jahren wiederholt angeregt worden. Bisher hat ab ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
27. Juni , Seite 2"...erreichten im Jahre 1876 die Höhe von 31,730,696 Mark, also annähernd den Ertrag der Stempelsteuer. Der Bundesrath hat nach Vorberathung in den betreffenden Ausschüssen dem Antrage Preußens, wie er zunächst gestellt war, zugestimmt und demgemäß beschlossen: daß zur Erörterung der Frage, ob und in welchem Umfange für Rechnung der Reichskasse eine Stempelsteuer und eine Erbschaftssteuer an Stelle der gleichartigen Abgaben der Bundesstaaten zu erheben sei, sowie eintretenden Falls zur Vorbereitung bezüglicher Gesetzentwürfe eine Kommission von Sachkundigen zu berufen sei. In dieser Kommission sollen die Regierungen von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen und Hamburg mit entscheidender Stimme, sowie ferner Elsaß-Lothringen mit berathender Stimme vertreten sein. Die Auflösung der französischen Abgeordnetenkammer ist im Senat am Donnerstag (21.) zur Berathung gelangt. Die Präsidenten des früheren wie des jetzigen Ministeriums nahmen hier Gelegenheit, sich über den Ministerwechsel und die Stellung d ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
04. Juli , Seite 1"...No. 27. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 4. Juli 1877. Die deutsche Industrie und die Reichsregierung. Eine große Versammlung hervorragender deutscher Industrieller, welche vor Kurzem in Frankfurt a. M. abgehalten wurde, hat neben anderen Erörterungen und Beschlüssen vornehmlich die Herbeiführung einer eingehenden thatsächlichen Untersuchung (Enqu ê te) über die Lage der deutschen Industrie im Vergleiche zu den Verhältnissen der konkurrirenden Industrie des Auslandes in Aussicht genommen. Bevor die Resultate dieser Untersuchung vorliegen, sollen nach den Wünschen der Versammlung neue Handelsverträge nicht abgeschlossen, neue Zollermäßigungen nicht bestimmt und neue Gesetze über das Gewerbewesen nicht erlassen werden. Die Frankfurter Versammlung glaubte von der Annahme ausgehen zu müssen, daß in maßgebenden Kreisen der Regierung und des Reichstages die thatsächlichen Verhältnisse der Industrie nicht genügend bekannt sind oder gewürdigt werden, und beauftragte die Männer, welche an der Spitze des ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
04. Juli , Seite 2"...Die Antworten der Regierungen sind eingelaufen und es ist dann au Grund sowohl dieser Antworten der deutschen Regierungen als auch auf Grund des Gutachtens des Handelstags und der sämmtlichen Petitionen, die eingelaufen waren, eine Uebersicht gefertigt worden, in der zu den einzelnen Artikeln des Vertrags und der vereinbarten Tarife alle einzelnen Anträge und Wünsche zusammengestellt sind. Diese Zusammenstellung, in der auch nicht ein einziges Verlangen übergangen ist, bildete die Grundlage der Berathung, an welcher außer den Vertretern des Reichs und der preußischen Ministerien auch die Vertreter von Bayern und Sachsen Theil genommen haben. Aus dieser Berathung ist dann die Instruktion für die deutschen Bevollmächtigten hervorgegangen, die nach Wien entsendet wurden. Sie sehen, meine Herren, daß es an sorgfältiger Sammlung und Durcharbeitung des erforderlichen Materials nicht gefehlt hat. Auf Grund all dieses Materials sind die deutschen Kommissarien instruirt . Ueber den Inhalt der Instruktion kann ich bei ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
11. Juli , Seite 1"...No. 28. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 11. Juli 1877. Zur kirchlichen Stellung der Regierung. Das erneute feste Bekenntniß unseres Kaisers und Königs zu dem ernsten evangelischen Glauben hat unverkennbar einen tiefen Eindruck in allen Kreisen der evangelischen Kirche hervorgebracht, vornehmlich zur Beruhigung und Stärkung der bekenntnißtreuen Glieder derselben. Es ist hier nicht der Ort, auf die inneren kirchlichen Entwickelungen, welche sich an die betreffenden Vorgänge anknüpfen, näher einzugehen: dieselben können hier nur in Betracht kommen, insoweit sie das staatliche Leben, die Stellung des landesherrlichen evangelischen Kirchenregiments, sowie die hierauf und auf der neu geordneten Kirchenverfassung beruhende Stellung der staatlichen Behörden berühren. Von diesem Gesichtspunkte ist es vor Allem geboten, irrthümliche Auslegungen, welche an die neuesten Kundgebungen des evangelischen Kirchenregiments im Zusammenhang mit der kirchlichen Politik der letzten Jahre geknüpft werden, zu bericht ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
11. Juli , Seite 2"...wickelungen auf evangelischer Seite zu den Bestrebungen und Aussichten der katholischen Kirche betrifft, so kann es für keinen ernst denkenden, in religiösen Dingen erfahrenen Mann irgendwie zweifelhaft sein, daß die Herrschaft des Katholizismus schließlich nur dabei gewinnen könnte, wenn in der protestantischen Kirche die auflösenden Bestrebungen das Uebergewicht erhielten, daß dagegen die evangelische Kirche Deutschlands ihre große Aufgabe nur dann erfolgreich weiter erfüllen kann, wenn ihr Ausbau auf dem Grunde des positiven reformatorischen Bekenntnisses kräftig durchgeführt wird. Das Reichs-Patentamt hat seine Thätigkeit begonnen. Die von Sr. Majestät dem Kaiser ernannten Mitglieder versammelten sich am 10. d. M. zum ersten Male und zwar in den Räumen des Reichskanzler-Amts. Der Präsident dieses Amts begrüßte die Erschienenen mit einer kurzen Ansprache etwa folgenden Inhalts: »Der heutige Tag, an welchem das Kaiserliche Patentamt zum erstenmal vollzählig zusammentritt, ist in mehrfacher Hinsicht so bedeu ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
18. Juli , Seite 1"...No. 29. Provinzial-Correspondenz. Fünfzehnter Jahrgang. 18. Juli 1877. Ein Schiedsspruch. Eine Frage, welche im vorigen Winter lebhafte Erörterun gen in allen politischen und parlamentarischen Kreisen des deutschen Reichs hervorgerufen hatte, die Frage in Betreff des Uebergangs der Verwaltung der Berlin-Dresdener Eisenbahn an den preußischen Staat, ist so eben auf bundesfreundlichem Wege entschieden worden. Die preußische Staatsregierung hatte bekanntlich in Folge der Nothlage der in Rede stehenden Eisenbahngesellschaft, um den Fortbestand der in vieler Beziehung wichtigen Bahn zu sichern, einen Vertrag mit der Gesellschaft abgeschlossen, nach welchem gegen die Bewilligung der Zinsgarantie für eine Anleihe von 23 Millionen Mark dem Staate die Verwaltung und der Betrieb der Bahn überlassen werden soll. Die Königlich sächsische Regierung aber lehnte es ab, ihre Zustimmung zu dem Vertrage zu ertheilen, indem sie ihrerseits die auf sächsischem Gebiete liegende Strecke der Bahn zu kaufen beabsichtigte. Die preußis ..." -
Provinzial-Correspondenz
1877
18. Juli , Seite 2"...Im Jahre 1875 habe ich mit Rücksicht auf die besondere Lage des Falls, welcher damals ein disziplinarisches Einschreiten gegen Sie veranlaßte, von Ihrer Remotion abgesehen und mich mit dem Auftrage an die philosophische Fakultät begnügt, Ihnen wegen des groben Verstoßes, welchen Sie Sich durch den gehässigen und beleidigenden Charakter Ihrer Polemik gegen einen Professor der hiesigen Universität hatten zu Schulden kommen lassen, durch den Dekan einen strengen Verweis unter Androhung unnachsichtlicher Remotion im Wiederholungsfall zu ertheilen. In der mir jetzt von der Fakultät vorgelegten »Kritischen Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik« finden sich schmähende Aeußerungen gegen die Vertreter der Mathematik an der hiesigen Universität , welche gerade auch auf die gegenwärtigen Professoren des Fachs bezogen werden müssen, und gegen Professor Dr . Helmholtz. Eine Entschuldigung für diese Verunglimpfung suchen Sie in Ihrer Vertheidigungsschrift befremdlicher Weise in Kränkungen, die Ihnen seitens de ..."