"...V. Jahrgang. No. 121. Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 1886. † Die Verhandlungen der Militärcommission. Wer die bisherigen Verhandlungen der Militärcommission mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, wird im Zweifel sein, wem er die Palme reichen soll: den Herren Rickert und Richter für die Kunst, mit der sie die Geduld aller nicht auf ihrer Seite Stehenden auf die Probe stellen, oder den anderen Mitgliedern der Commission und den Lesern der Zeitungsberichte für ihre Geduld, mit der sie diese Richter-Rickert'schen Reden anhören oder lesen. Man stelle sich vor: die Kriegsverwaltung legt der Commission ein umfangreiches, von unseren ersten militärischen Sachverständigen des Generalstabs und des Kriegsministeriums ausgearbeitetes Material in seinem ganzen Umfange und in voller Offenheit zur Begründung der in der Thronrede als unabweislich nothwendig bezeichneten Forderung der Verstärkung der Wehrkraft vor. Dieses Material – so wird jeder Vernü ..."

"...Gewerkvereine zu festen Verbänden zusammengeschlossen haben und unter Führern stehen, welche das vollste Vertrauen nicht nur der Arbeitnehmer, sondern auch der Arbeitgeber genießen. Die Fachvereine mit den Trades Unions auf eine Stufe zu stellen, ist schon deshalb falsch, weil diese in jahrhundertlanger Entwickelung von unten auf entstanden, während die deutschen Gewerkschaften Parteigründungen im Dienste politischer Agitatoren sind. Auch haben diejenigen Personen, die sich bei uns als Leiter von Fachvereinen hervorgethan haben, noch niemals das Vertrauen von Arbeitgebern besessen. Der Centrumsredner, Dr. Lieber, erachtete ein dringendes Bedürfniß als vorliegend, die Coalitionsfreiheit zu schützen und die Bildung von Fachvereinen zu fördern, weil sonst die nicht socialdemokratischen Arbeiter den Socialdemokraten in die Arme getrieben würden. Ein Bedürfniß, die Coalitionsfreiheit zu schützen, liegt nicht vor, da die Coalitionsfreiheit nicht gefährdet ist. So weit sich die Fachvereine in den Grenzen der Vereins ..."

"...es vorbehalten, diesem traurigen Machwerk sein und seiner Partei „placet" aufzudrücken. Ihm ist, wie er sagt, das Buch „der Uebertragung in's Deutsche im hohen Maße werth gewesen." In den Kreisen der Arbeiter wird jedoch eine Sprache, wie die der Sumner'schen Schrift nicht mit Unrecht als Hohn empfunden und hat nur die Wirkung, die vorhandene Erbitterung noch zu steigern. Lag diese Wirkung vielleicht in Herrn Dr. Barth's und seiner Hintermänner Absicht? Neuigkeiten aus der Verwaltung. † Gegen die Verbreiter verbotener Druckschriften. Bekanntlich sind durch ein von dem Reichsgericht bestätigtes Urtheil des Freiberger Landgerichts neun Führer der socialdemokratischen Partei verurtheilt worden, weil sie an einer Verbindung theilgenommen haben, zu deren Zwecken oder Beschäftigungen es gehört, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften (§ 129 des Strafgesetzbuchs). In dem Urtheil ist thatsächlich f ..."

"...wie man erzählt, jener redselige Mann einige Stunden über das Amt eines Feldherrn und über Kriegswesen. Als Alle, die ihn hörten, außerordentlich davon befriedigt waren, fragten sie Hannibal, was er selbst denn eigentlich von diesem Philosophen denke. Da soll der Punier, wenn auch nicht im besten Griechisch, frisch von der Leber weg geantwortet haben: er habe schon oft solche verrückten Kerle gesehen, aber niemals habe er einen gesehen, der mehr Unsinn gesprochen habe. Und wahrlich, er hatte nicht Unrecht (fährt Cicero fort), denn kann es wohl etwas Anmaßenderes und Geschwätzigeres geben, als wenn einem Hannibal, der so viele Jahre mit Rom, der Siegerin über alle Völker, um die Weltherrschaft gekämpft hat, ein Mann aus dem griechischen Volke, der niemals einen Feind, niemals ein Feldlager gesehen und der niemals auch nur das geringste öffentliche Amt bekleidet hat, Vorschriften über militärische Dinge macht?" In Lübker's Reallexikon befindet sich im Anschluß an diese Stelle die Bemerkung, daß ..."

"...Antwort des Kaisers wird gesagt, wie die Erinnerung an die unvergeßliche Kriegszeit die beiden Herrscher von Neuem geeinigt habe, und die Hoffnung ausgesprochen, daß die herzlichen Worte des Prinzregenten an die bairischen Abgeordneten auf guten Boden gefallen sein mögen. Die Einigkeit der Fürsten macht Deutschland stark; möchte auch das Parlament in der hochwichtigen Frage der Wehrkraft des Landes ein Bild der Eintracht geben. Die bisherigen Verhandlungen der Militaircommission haben ein solches bisher noch nicht zu bieten vermocht. Vier Tage spann sich die Generaldiscussion hin und auch die Specialdiscussion läßt sich weitschweifig genug an, so daß die Erledigung der Vorlage vor Weihnachten im Plenum ausgeschlossen erscheint. Die meiste Zeit nahm der ziffernmäßige Nachweis der Stärke des deutschen, französischen und russischen Heeres in Anspruch; der Abg. Richter hatte ganze Zahlenbatterien aufgefahren und wollte sich von dem Kriegsminister und seinem Commissar durchaus nicht von der Unhaltbarkeit seiner Po ..."

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