"...IX. Jahrgang. No. 71. Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. jur. O. Hammann. Berlin, Dienstag, den 9. September 1890. Die Arbeiterversicherung. Die Fürsorge für die arbeitenden Klassen hat bekanntlich in Folge der Kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar einen neuen, erweiterten Weg eingeschlagen. So schön und wünschenswerth die hier verfolgten Ziele sind, so wäre es doch ungerecht, zu vergessen, was bisher für die arbeitenden Klassen zur Sicherung ihrer wirthschaftlichen Lage gethan worden ist. Socialdemokratischerseits wird das bisher Erreichte fortwährend zu verkleinern oder abzuleugnen versucht. Es wird daher angezeigt sein, den Arbeitern durch einen Rückblick zum Bewußtsein zu bringen, was die Gesetzgebung seit sieben Jahren für sie zu Wege gebracht hat. Bis zum Schluß des Jahres 1880 waren, Dank der bestehenden Freiheit, in Preußen nur etwa 1 500 000 Personen in den verschiedenen Arten von Krankenkassen versichert, wovon durchaus nicht alle unselbständige Arbeiter waren. Die Unterstützunge ..."

"...sociale private Thätigkeit Grenzen gebe, wo unbedingt der Staat eintreten müsse. Wurden seine Ausführungen damals auch beifällig aufgenommen und dementsprechende Resolutionen gefaßt, so schien doch die praktische Wirkung noch keine nachhaltige zu sein. Auf dem zweiten Congreß im Jahre 1887 war schon ein sehr viel entschiedeneres Eintreten für die Nothwendigkeit einer Socialreform bemerkbar: damals sprach sich die Versammlung vollständig für das Prinzip der deutschen Kranken- und Unfallversicherung und somit für die Nothwendigkeit des staatlichen Zwanges aus, und welcher Geist die damaligen Verhandlungen beseelte, davon legte die Rede eines Belgiers de Ponthi è re Zeugniß ab, welcher über die kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 äußerte: „Aus hohem Munde ist dieses Wort gefallen, ist von dem größten Manne dieses Jahrhunderts gesagt worden; ich verneige mich vor dieser erhabenen Gestalt mit Bewunderung und Verehrung; es ist der Kaiser von Deutschland, den ich bewundere." Seitdem sind drei Jahre vergangen ..."

"...gegenüber. Wenn ein jeder Bürger seine Pflicht thut, dann bin auch Ich im Stande, für Sie zu sorgen und zu Unserer Aller Heil in Ruhe und Frieden die Geschicke des Vaterlandes zu lenken, und Ich setze das Vertrauen in Sie, daß, was auch kommen möge, Sie mit Ruhe und Geduld die Entscheidung Unserer Legislation und der inneren Zustände entgegensehen und Mir nach Ihrer altbewährten Treue und Anhänglichkeit helfen werden. So erhebe ich denn mein Glas und trinke auf das Geburtsland Meiner Gattin. Meine treue schleswig-holsteiner Provinz sie lebe hoch! hoch! hoch!" Am Montag haben die großen Land- und Seemanöver begonnen, an welchen das gesammte Geschwader theilnimmt. Ihre Majestät die Kaiserin hat am Dienstag Mittag die Rückreise nach Potsdam angetreten. Kaiserspende. Die anläßlich des diesjährigen großen Brandes zu Hammerfest von Sr. Majestät dem Kaiser gespendeten 10 000 Mark sind nunmehr durch Vermittelung der schwedisch-norwegischen Regierung zur Auszahlung gelangt. Die Behörden und Bewohner der schwer betroff ..."

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"...IX. Jahrgang. No. 72. Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. jur. O. Hammann. Berlin, Freitag, den 12. September 1890. Schleswig-Holstein und Schlesien. An die Namen Schleswig-Holstein und Schlesien knüpfen sich zwei große Epochen der preußisch-deutschen Geschichte. An diese werden wir jetzt wieder durch die Kaisermanöver erinnert, von denen dasjenige in Schleswig-Holstein soeben beendigt ist, dasjenige in Schlesien unmittelbar bevorsteht. Die Wunden aber, welche damals geschlagen, sie sind verharscht, – heute und gerade in diesen Tagen bilden Schleswig-Holstein und Schlesien an dem politischen Himmel Glanzpunkte für alle Freunde des inneren und äußeren Friedens, und diesen Glanz haben sie durch die Kaisertage erhalten. Dankbaren Herzens hat man den Worten gelauscht, welche unser Kaiserlicher Herr in Schleswig an das IX. Armeekorps, an die Marine und an die Vertreter der Provinz gerichtet. Aus den Kundgebungen seiner Zufriedenheit mit den Leistungen von Heer und Marine sehen wir, daß die Weh ..."