"...No. 36. Provinzial-Correspondenz. Zwanzigster Jahrgang. 6. September 1882. Dem 2. September ist auch in diesem Jahre der Charakter eines großen nationalen Festtages erhalten geblieben. Aus den verschiedensten Theilen des Vaterlandes, aus Breslau, Bremen, Braunschweig, Posen, München, Hamburg, Leipzig, Nürnberg u. s. w. liegen Berichte darüber vor, daß der ruhmreichste Tag der neueren deutschen Geschichte in Nord und Süd, West und Ost ebenso festlich begangen worden ist, wie in der Reichshauptstadt, die ihr treues Gedächtniß für die Ehrentage der Nation auch in diesem Jahre durch die Anlegung eines glänzenden Festgewandes bezeugt hatte. Neben den von Königlichen und städtischen Behörden, öffentlichen und privaten Vereinen getroffenen Veranstaltungen haben die an vielen Orten herkömmlich gewordenen Schulfeierlichkeiten besonders dazu beigetragen, der Feier des Tages einen würdigen und patriotischen Charakter zu verleihen und dem 2. September eine bleibende Stelle im Volksbewußtsein zu sichern. Daß das in dieser ..."

"...wir denn am 15. Juni im Reichstag aus dem Munde des Herrn v. Bennigsen gehört, man müsse einen Unterschied machen zwischen dem, was der Einzuschätzende in dem einzelnen Jahre erwirbt aus irgend einer Thätigkeit, und dem, was er aus ererbtem oder früher erworbenem Vermögen an Zinsen oder Renten einzunehmen hat; man müsse untersuchen, ob die Skala eine richtige sei, ob nicht die Gleichmäßigkeit der Sätze zu weit gehe, ob nicht die mittleren und unteren Klassen gegenüber den höheren erleichtert werden müßten. Auf diese Weise glaubt Herr v. Bennigsen, dem Bedürfniß der Steuerreform zu genügen, sowohl, fürs Erste wenigstens, behufs Deckung der wachsenden Staatsleistungen, als behufs Erleichterung des Druckes der jetzigen Steuern. Herr v. Bennigsen beruft sich auf einen Entwurf, welcher auf ähnlichen Basen vor zwei Jahren im preußischen Finanzministerium zur Reform der Klassen- und Einkommensteuer wie der Gewerbesteuer ausgearbeitet und den Provinzialbehörden zur Begutachtung mitgetheilt worden sei. Herr v. Bennigs ..."

"...No. 42. Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin , Freitag, den 8. September 1882. † Die Stellung zu den Mittelparteien. Die bisher über die Wahlbewegung eingegangenen Nachrichten lassen mit einiger Deutlichkeit absehen, daß der in dem östlichen Theile der Monarchie bestehende alte Gegensatz zwischen der conservativen Partei und die ausgesprochenen oppositionellen Schattirungen des Liberalismus auch dieses Mal auf die Wahlen entscheidenden Einfluß üben wird. Damit ist zugleich gesagt, daß die für die Entwicklung des parlamentarischen Lebens unentbehrlichen vermittelnden Elemente in diesen Theilen des Staates erst an zweiter Stelle in Betracht kommen werden. Wo, wie in unserm Osten die Dinge so liegen, daß die Anhänger der unveränderten Aufrechterhaltung der Königlichen Gewalt Männern gegenüber stehen, welche sich unumwunden zu dem Ideal derselben parlamentarischen Regierungsweise bekennen, die in allen Großstaaten des Festlandes gleich unbefriedigende Ergebnisse zu Wege gebrach ..."

"...in die eine oder andere Kategorie gehört. Das Publicum hat noch weniger Kenntniß davon, und so fehlt das Haupterforderniß auf diesem Gebiet, daß nämlich die gesetzlichen Bestimmungen Jedermann leicht verständlich sind. Ferner ist der auf dieser Trennung aufgebaute Organismus der Behörden ein zu complicirter. Keiner kennt die Zuständigkeit derselben ohne besondere Hilfsmittel. Wo aber, wie auf dem Gebiet der Verwaltung, ein schnelles Einschreiten erforderlich, muß jeder Zweifel über die Zuständigkeit der Behörden ausgeschlossen sein. Ganz besonders muß der Ausbau der Selbstverwaltung in der Bezirksinstanz als ein mißlungener, die Trennung vom Bezirksrath (für Beschlußsachen) und Bezirksverwaltungsgericht (für Verwaltungsstreitsachen) als ein erschwerendes Hinderniß erscheinen; dies ist auch liberalerseits bei der Berathung des Organisationsgesetzes anerkannt worden, was freilich nicht ausschließt, daß das Project der einheitlichen Mittelinstanz auch wieder als Zeichen der „Reaction" ausgegeben worden ist. Was ..."

"...wesen, kann nur die platteste Ignoranz behaupten. Den Arbeiter intressirt nur die Höhe des Preises seiner Erzeugnisse, weil sich nach dieser die Höhe seines Lohnes richtet – wie dieser Preis zu Stande kommt, ist für ihn völlig gleichgültig. Welchen Unterschied sollte es denn auch machen, ob die Möglichkeit höherer Löhne durch den Schutz der Industrie oder auf andere Weise geschaffen wird. Thatsache ist, daß die Lohnverhältnisse sich in der Mehrzahl deutscher Industrie-Bezirke nach Einführung des Tarifs von 1879 gebessert – die Lebensmittelpreise nicht erhöht haben. Die Behauptung, daß der englische Arbeiter erst durch den Freihandel in den Stand gesetzt worden sei, so wohlfeil leben zu können, daß ihm Geld für freie Vereine übrig geblieben, ist für die hier vorliegende Frage mithin völlig gleichgültig: dasselbe Verhältniß hat s. Z. bei uns obgewaltet, und die geringen im Jahre 1879 eingeführten Korn- und Viehzölle haben an den Lebensmittelpreisen nichts geändert. Weder vorher noch nachher, weder unter der Her ..."

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